Willkommen,
willkommen zu einer virtuellen Reise durch einen Roman der nicht reizvoller sein könnte & vom Schicksal geprägt ist.
Gestern habt ihr bei Dani schon mehr über die Schauplätze erfahren, doch heute hab ich Izabelle Jardin ein paar Fragen stellen dürfen, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Liebe
Izabelle,
Danke,
dass du dir die Zeit nimmst und meine Fragen zu deinem neuen Buch beantwortest.
Ich
hatte zuletzt ja Remember von dir gelesen, welches mich schon nachhaltig
beeindruckt hat und nun bei „Bernsteintränen“ war ich ein wenig überrascht, dass
du Gegenwart und Vergangenheit miteinander kombinierst. Mich hat bei diesem
Buch letztendlich das Ende am besten gefallen, die Zusammenführung zwischen
Einst und Jetzt ist gekonnt gemeistert worden und hat mich am Schluss richtig
umgeworfen.
Wir
kam dir die Idee dazu? Und woher nimmst Du generell die Inspiration für deine
Geschichten?
Izabelle:
Es ist bei all meinen
Romanen dasselbe: Eine Geschichte ist da, wartet nur noch auf den
»Initialzünder«, um das auszulösen, was ich meinen »Schreibwahn« nenne. Bei
»Remember« waren es die Bilder des 11. September, die mich nicht mehr
losließen, und es fiel mir nur allzu leicht, mir vorzustellen, selbst einen
Angehörigen in diesem Inferno zu wissen.
Bei den »Bernsteintränen«
begann ich zu brennen, als ich ganz zufällig über das Youtube-Video eines
polnischen Immobilienmaklers stolperte.
Ein alter, ziemlich
verfallener Gutshof im Herzen des ehemaligen Ostpreußen. Anrührende Bilder! Und
die Frage: Was ist hier wohl passiert? Und könnten sich nicht gerade hier
Vergangenheit und Gegenwart begegnen? Im nächsten Moment war ich schon am
Rechner und begann zu schreiben.
Link zum Video:

 

Katja:
Viele
Bücher spielen in den USA, deines aber in Ostpreußen/Polen. Was faszinierte
dich so an diesem Land?
Izabelle:
Mich faszinierte schon immer die
Geschichte Polens, das jahrhundertelang zwischen den östlichen und westlichen
Großmächten hin-und hergerissen wurde. Mal der einen, mal der anderen Seite
zugeordnet, geteilt, bisweilen ganz „gefressen“ wurde und völlig von der
Landkarte verschwand.
Aber der Vergangenheitsstrang der
„Bernsteintränen“ beschäftigt sich ja speziell mit Begebenheiten aus den
letzten Kriegsjahren in Ostpreußen. Vergleicht man alte und neue Karten, stellt
man fest, dass das Gebiet der ehemaligen deutschen Provinz Ostpreußen heute
zwischen Polen und Russland aufgeteilt ist. Der Glanz der ehemaligen Hauptstadt
Königsberg, einst ein Mekka für Kunst, Wissenschaft und Kultur, außerdem ein
Schmelztiegel, in dem verschiedenste Nationen friedlich miteinander lebten, ist
heute verweht und vergessen. Bis 1989 lag zudem auch der westliche, heute zu
Polen gehörige, Teil des alten Ostpreußen unerreichbar hinter dem Eisernen
Vorhang.
Mein eigener familiärer
Hintergrund bildet eine Schatzkiste aus Geschichten und Erzählungen, die ich
immer und immer wieder gehört und abgespeichert habe und die genau betrachtet
jahrzehntelang schon eine Form gesucht haben, um sie in einem modernen Roman zu
erzählen. Es sollte aber nicht nur ein Flüchtlings-Einzelschicksal ohne
Anbindung an unsere heutige Zeit werden, sondern eine Verquickung von heute und
damals.
Ostpreußen galt den Millionen
damals Vertriebener als Sehnsuchtsland. Viele, die damals gehen mussten,
durften nie mehr zurückkehren. Dieses „nie mehr“ habe ich in meiner Familie so
oft gehört. Eine unglaubliche Wehmut lag in diesen Worten. Und vielen hätte ich
gewünscht, dass sie eine Geschichte wie meine Bernsteintränen hätten erleben
dürfen …
Katja:
Als
ich selbst mit dem Lesen begonnen hatte, war es schon ungewöhnlich für mich mit
Nikola nach Polen zu reisen. Allerdings hast du mich dann mit deiner
Ausdrucksweise so stark gepackt, das ist gar nicht gar nicht anders konnte, als
mich dem Charme der Umgebung hinzugeben.
Wie
schaffst du es, die Magie eines Ortes festzuhalten und dem Leser zu vermitteln?
Izabelle:
Wenn ich eine Geschichte schreibe,
die an einem fernen Ort spielt, muss ich diesen Ort erlebt haben. Man hatte mir
immer erzählt: „Nirgends auf der Welt ist der Himmel so hoch, ist das Land so
weit“. Sollte ich das einfach glauben? Einfach er-googlen? Nein! Ich muss
sehen, riechen, und vor allen Dingen wissen, wie es sich dort anfühlt. Also war
ich mit meinem Mann zusammen im Frühling etliche tausend Kilometer kreuz und
quer durch das ehemalige Ostpreußen unterwegs. Und ich war erstaunt, denn es
passierte etwas Merkwürdiges. Ich bereiste dieses Land zum ersten Mal, und
nichts erschien mir wirklich fremd. Eigentlich hätte ich mich da hinsetzen und
sagen können: »Ich bin hier zu Hause!«
Mag sein, dass dieses ganz
besondere Gefühl sich nur bei Menschen einstellt, deren Wurzeln dort liegen.
Ich habe mich jedenfalls sofort verliebt und verstand auf einmal, warum so
viele Menschen mit so viel Sehnsucht von der Gegend sprechen. Dani hat ein paar
meiner Reisebilder zusammengestellt und wird sie Euch in einer Station der Tour
zeigen.
Für mich ist es übrigens der
schönste Lohn der Arbeit, wenn Leser, so wie Du, Katja, feststellen, dass es
mir gelungen ist, mit Worten die Bilder zu malen, die ich beim Schreiben im
Kopf und im Herzen hatte. Ich möchte ja nicht nur eine Geschichte erzählen,
sondern lebendige Atmosphäre schaffen, die jeder sehen, fühlen, ja, manchmal sogar
riechen kann. Denn Bücher sind für mich selbst als Leser neue Welten in die ich
mit allen Sinnen abtauchen möchte. Und ich schreibe nur das, was ich selbst
gern lesen möchte J
Katja:
Erziehungsweisen
sind mit ein faktischer Bestandteil deiner Charaktere im Buch, welche Idee
steckte dahinter, dies mit in die Geschichte einzuflechten?
Izabelle:
Wir
sind alle, wie wir gebacken sind, nicht nur genetisch vorprogrammierte
Geschöpfe, sondern soziale Wesen. All meine Charaktere haben immer eine
Vergangenheit, haben Dinge erlebt oder durchlitten, die sie geprägt haben, die
ihre Wege in eine bestimmte Richtung vorgezeichnet haben. Aber Ereignisse,
besondere Umstände UND kognitive Fähigkeiten (wie Emotionen, Erinnerung,
Problemlösung etc.) können natürlich dazu führen, dass ab einem bestimmten
Punkt ein ganz neuer Weg beschritten wird. Nadja wird sich ja im Rahmen der
Blogtour noch ein bisschen näher mit diesem Thema beschäftigen.
Meine
Nicola tat mir beim Schreiben mit ihrem rein erfolgsorientierten Leitspruch
richtig leid. Aber diesem zu folgen, hatte ich ihr ja nun mal auf den Leib
geschneidert. Ich fand, dass sie zunächst durch ein richtiges Gefühlschaos
durchmüsste, damit sie eine Chance hat, endlich zu sich selbst zu kommen. Und
eine Chance bekommt, glücklich zu werden.
Katja:
Als
aufmerksamer Leser ist mir natürlich nicht entgangen, wie viele Fakten im Buch
der Realität entsprechen. Wie lange und wie hast du für „Bernsteintränen“
recherchiert, damit es für dich stimmig und rund wurde?
Izabelle:
Mein Schreibtisch lag monatelang
voller Rechercheliteratur, meine Rechercheliste ist endlos lang. Dutzende von
Dokumentationen habe ich mir angesehen, Karten studiert, verschiedenste
Historiker und zeitgenössische Literatur gelesen. Dabei entstand ein
Hintergrundwissen, das zu 90 Prozent nicht tatsächlich einfließen konnte, denn
letztlich ist es ein Liebesroman, der in unseren Tagen spielt, und kein
historischer Roman. Aber ich hatte immerhin das gute Gefühl, zu wissen, wovon
ich schrieb. 😉
Katja:
Welcher
Charakter aus diesem Buch ist dir am nächsten und warum?
Izabelle:
Die
Antwort ist nicht schwer. Mir ist Elisabeth am nächsten. Ihre Geschichte basiert
auf wahren Begebenheiten, die ein leider lange verstorbener Mensch erlebt hat,
der mir sehr nahe stand. Für diese, „meine Elisabeth“ habe ich mit den
Bernsteintränen eine Geschichte erfunden, die mich selbst auch ein bisschen mit
dem versöhnt, was im wahren Leben leider nicht so glücklich ausging, wie in
meinem Roman.
Katja:
Nachdem
ich deine Romane Remember, Snow Angel und nun auch Bernsteintränen inhaliert
habe, schreist du schon wieder an einem neuen Roman und kannst dazu schon was
sagen?
Izabelle:
Ja
klar! Momentan schreibe ich an einer Geschichte, die einige lieb gewonnene Personen
aus dem Snow Angel wieder aufgreift. Allerdings wird es keine Fortsetzung,
sondern ein Roman, der ganz für sich stehen kann. In dem kleinen beschaulichen
Touristenort ist noch eine unerhörte Geschichte passiert, die ich Euch
unbedingt erzählen muss …
Im
März soll es so weit sein.
Außerdem
reift gerade eine Idee, die allerdings wieder sehr viel Recherchearbeit und
Zeit erfordert. Momentan sichte ich alte Dokumente dazu. Auch mit diesem Roman
möchte ich meine Leser in eine längst vergangene Zeit mitnehmen und ein
Frauenschicksal erzählen, das wieder einmal auf wahren Hintergründen fußt.
Katja:
Vielen Dank für die interessanten Einblicke J

*****

Morgen geht es an dieser Stelle bei Nadja weiter mit einem nicht unerheblichen Thema, also bleibt dran & macht mit!

Meine heutige Tagesfrage drehen wir ein wenig um. Eure Aufgabe lautet: Stelle Autorin Izabelle Jardin deine Frage!

 

Gewinne:
1. 1xTB “Bernsteintränen plus Schmucklesezeichen im Überraschungs-Wohlfühlpaket.
©Barbara Häcker
2. 1x TB “Bernsteintränen” plus Schmucklesezeichen
3. 1x Ebook “Bernsteintränen”
Bewerben könnt ihr euch bis einschließlich 9.12.2015 mit einem Kommentar unter diesem Post 🙂
Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erklärt ihr euch mit den Teilnahmebedingungen einverstanden.