Roadmovie »U-Turn Welcome« – Interview mit Autor Jo Schuttwolf

Werbung

Hallo Jo,

erst einmal Danke für deine Zeit und dein tolles Roadmovie »U-Turn Welcome«.  Damit meine Leser sich ein Bild machen können, erzähle uns wieviel Jo Schuttwolf im Roman zu finden ist?

Foto Jo Schuttwolf © privat

Foto Jo Schuttwolf © privat

Jo:     Ja eigentlich ziemlich viel. Aber sehr verstreut. Der Roman ist eine Zusammensetzung aus Dingen, die ich erlebt habe, die ich glaube gelernt zu haben, die ich fürchte und nach denen ich mich sehne. Die Orte, die Charaktere und die Erlebnisse sind sehr persönlich motiviert. Aber nicht 1:1 biographisch, sondern wie eine Art innerer Roadtrip in die äußere Form einer abenteuerlichen Story verwandelt. Klar, das meiste ist maßlos übertrieben, dramaturgisch zugespitzt, damit es auch spannend zu lesen ist. Wer erlebt schon in 2 Wochen solche Abenteuer, die Stoff für ein ganzes Leben sind. Aber vieles geht ursprünglich auf konkrete persönliche Erfahrungen zurück … z.B. die Werbewelt, das Drachenfliegen und der Frust, nicht mehr weiter zu wissen.

In deinem Buch entführst du deine Leser nach Spanien. Wie bist du auf dieses Land gekommen und was inspiriert dich daran?

Jo:     Früher war ich mit meinen Eltern oft in Spanien. Das war so das erste „ferne“ Reiseland, an das ich mich erinnere. Wir waren auch in einem schönen Ferienhaus, das lieben Verwandten gehörte. Ja und dann kam später meine Leidenschaft für diese coolen Italo-Western (z.B. „Für eine Handvoll Dollar“ mit Clint Eastwood) dazu, die fast alle in Spanien gedreht wurden. Diese Wüstenlandschaft in Andalusien hat mich seit jeher magisch angezogen, ist ja hier praktisch um die Ecke. Ich liebe generell Wüsten, weil die Fantasie da Raum hat.

Eine alte Vespa spielt eine nicht unwesentliche Rolle – kann man hier eine leichte Verliebtheit feststellen, was bedeutet sie dir?

Jo:     Ja die alte Vespa … das ist so eine Sache von früher. Im Gegensatz zum Drachenfliegen, das ich tatsächlich in jungen Jahren gemacht habe, steht der Vesparoller für einen unerfüllten Traum. In der Schule hatten die coolen Jungs irgendwann ein Motorrad, eine Solex oder Vespa. Ich war nicht so cool und habe das immer heimlich bewundert. Tja und so habe ich mir den Traum jetzt wenigsten in einem Roman erfüllt. Aber irgendwann werde ich mir so ein Ding kaufen!

U-Turn Welcome von Jo Schuttwolf

Worum geht es bei dieser Geschichte? Kurz gesagt: um eine Reise, ein Roadmovie. Es geht um Tom, der in einer Midlife-crisis steckt und bei einer Einkaufsfahrt mit seiner alten Vespa sich spontan entscheidet weiterzufahren. Richtung Spanien. Dahin, wo die Welt einst in Ordnung war, zum Ferienhaus seiner Eltern. Ob seine Schwester, mit der er sich vor Jahrzehnten entzweit hatte, dort noch lebt, ist fraglich.
Aber es geht auch um Andy, den jungen notorischen Drogen- und Sexmaniac. Er ist der aufstrebende Stern einer angesagten Werbeagentur in Düsseldorf. Sein Leben ist eine ständige Party, wäre da nicht ein verstörendes Erlebnis auf dem Mailänder Friedhof, das einen schweren Stein ins Rollen bringt. Seine nächste Dienstreise führt ihn jedenfalls auch nach Spanien, zu den Dreharbeiten eines Werbefilms.
Ja und dann ist da noch Juana, die sich in Andalusien mit einem Gelegenheitsjob gerade mal über Wasser hält. Sie ist Biologiestudentin und hat sich mit Leidenschaft der Erforschung des spanischen Kaiseradlers verschrieben. Zwischendurch kümmert sie sich um ihren labilen Vater, einen esoterischen Althippie. Seine Eskapaden machen ihr das Leben nicht gerade leichter. Scheinbar. Denn genau durch ein großes Desaster, das er verursacht, werden ihre finanziellen Probleme gelöst. Überhaupt geht es bei „U-Turn Welcome“ um die Verkettung von Menschen durch kleine und große Desaster. Es geht um drei Hautpersonen, deren Schicksale scheinbar nichts miteinander zu tun haben.
Und doch treffen alle aufeinander – in der Wüste von Tabernas in Andalusien. Und die Moral von der Geschicht´: Jeder bekommt sein Fett weg, doch anders als gedacht.

Quelle: Jo Schuttwolf

Deine Geschichte führt 3 Personen zueinander. Jede Einzelne mit einer interessanten Vergangenheit. Wie hast du recherchiert, um die verschiedenen Charakterzüge authentisch darzustellen?

Jo:     Wie Anfangs schon gesagt, in jedem der Charaktere stecke ich auch selber drin. In TOM habe ich meine Sehnsucht nach neuen Ufern gepackt, in ANDY meine Werbeagentur-Erfahrung und in JUANA die Leidenschaft fürs Fliegen.  Natürlich musste ich bei den teilweise extremen Ereignissen, die die Protagonisten erleben sollten, recherchieren. Habe z.B. vieles im Netz über „Train Hopping“ in den USA gelesen, aber auch einen Freund, der als Reha-Trainer in einer Klinik arbeit, interviewt. Die Therapiemaßnahmen, die ich in dem Buch beschreibe, sollten eben möglichst realistisch sein.

Kam dir der Beruf als Werbetexter zu Gute, als du mit dem Schreiben angefangen hast, oder anders gefragt, ist es schwieriger einen Roman zu schreiben, als einen Werbetext?

Jo:   Ja, ich fand es anfangs schwierig. Allein wegen der Länge. Werbetexte sind immer sehr kurz und einen ganzen Roman zu schreiben, habe ich mir erstmal nicht zugetraut. Es ist wie beim Film: wenn Du als Regisseur nur Kurzfilme machst, wirst Du Respekt vor 120 Minuten haben, die Du spannend füllen musst. Aber mit der Zeit bin ich da irgendwie reingewachsen. Und mein Roman ist auch nicht sehr lang. Ich bewundere Autoren, die einen dicken und doch spannenden Wälzer schreiben!

Angenommen du hättest die nötige Zeit/Geld und könntest einen Roadtrip planen, wie würde das ausschauen?

Jo:   Also ehrlich gesagt, würde es mich reizen, genau die Strecke abzufahren, die in „U-Turn Welcome“ beschrieben wird. Ich habe zu Hause Fotos von dieser Reise (Screenshots von Google Earth/Streetview) auf der Fensterbank stehen. Komisch, aber ich hätte Herzklopfen, genau die Orte auf dieser Route aufzusuchen. Fiction meets Reality. Das wäre ein spannender Roadtrip. Mein Fahrplan wäre der Roman.

Welche Leser möchtest du mit deinem Buch ansprechen?

Jo:   Wenn ich es mir genau überlege, möchte ich Menschen ansprechen, die Lust darauf haben, neue Erfahrungen zu machen. Das können junge Leute sein, die noch mal richtig die Welt kennenlernen möchten, bevor der Berufsalltag zuschlägt … oder Menschen mittleren Alters, die aus Gewohnheiten ausbrechen wollen. Oder zumindest damit liebäugeln. Also Menschen, die in Bewegung („on the road“) kommen oder bleiben wollen.

Vielen Dank für deine interessanten Antworten. Möchtest du deinen Lesern noch etwas sagen?

Jo:   Ein Buch zu schreiben, ist eine tolle Erfahrung, auch eine Art innerer Roadtrip. Manche, die gerne lesen, könnten vielleicht auch selber etwas schreiben. Fangt einfach mal an! Traut euch! Es lohnt sich.

Buchtrailer zu »U-Turn Welcome« von Jo Schuttwolf