Das Lied der Wächter │ Thomas Erle

Geheime Kraft, Atomunfall oder doch ein misslugendes Wissenschaftsprojekt? Thomas Erle hat mit seinem Reihenauftakt »Das Lied der Wächter« das perfekte Rätsel für uns Leser geschaffen. Perfekte Recherche schafft authentisches Schwarzwaldsetting!

»Das Erwachen« ist der erste Band der Wächtertrilogie – spannend – bildhaft – aufregend

Seit einem verheerenden Atomunfall vor 16 Jahren gilt der Schwarzwald als unbewohnbar – die Bevölkerung wurde evakuiert und die gesamte Region zur Sperrzone erklärt. Die Menschen waren zunächst verunsichert, haben sich aber nach über einem Jahrzehnt wieder eingerichtet in ihrer heilen Welt. Doch die Regierung spielt seit Jahren ein falsches Spiel. Denn die Gefahr, die in dem verstrahlten Gebiet lauert, ist so viel größer, als sich die Menschen vorstellen können: Eine unerklärliche Kraft scheint alles Leben zu bedrohen …

Quelle: Gmeiner Verlag
Cover Das Lied der Wächter von Thomas Erle
Das Lied der Wächter │ Thomas Erle │ Gmeiner Verlag

Ich bin durch Postwerbung auf diesen, doch recht ungewöhnlichen Titel aus dem Gmeiner Verlag, aufmerksam geworden. Das Wort Wächter im Titel lässt schon mein Nackenhaar kräuseln und Aufregung ist schon spürbar. Doch je mehr ich über den Titel von Thomas Erle las, umso überraschter wurde ich. Ein Setting im Schwarzwald?

Deutsche, und vor allem realistische Orte sind in dem Genre doch eher selten. Die Leserschaft orientiert sich folglich lieber an Orte, die Ferner liegen, die sie sich im Kopf selber bauen können. Das dies jedoch auch anders geht beweist Thomas Erle mit viel Geschick. Sehr bildhaft & authentisch reist der Leser in den deutschen Schwarzwald, nicht ohne zuvor für eine gewisse Grundstimmung zu sorgen. Stimmen kursieren von einem Atomunfall, radioaktive Strahlung und Abschirmung mit strom-geladenen Zäunen.

16 Jahre nach der Katastrophe erfährt Felix von seiner vermeintlichen Mutter, was damals geschah. Wütend und enttäuscht macht sich Felix auf eine abenteuerliche, nicht ungefährliche Suche nach Spuren, die ihm seine Vergangenheit erklären könnte, getrieben von einem Funken – Hoffnung.

Dieser Roman hat mich nicht enttäuscht, eher überrascht. Der Autor bestimmt 80% des Buches mit bildhafter Sprache anschaulich rüber gebracht, wie die Natur sich in völliger Abgeschnittenheit, von Menschen unberührt, entfalten würde. Dies hat mich sehr fasziniert, denn es zeigt auch wie sehr wir heutzutage in die Natur eingreifen um einen Vorteil zu erzielen. Flüsse werden umgeleitet, Straßen durch starke Wälder gezogen für Zeitersparnis und geringeren Energieaufwand für uns Menschen. Ein Ausgleich findet hier nicht statt. Zum Anderen haben wir hier als Hauptfigur den 16 jährigen Felix, welcher mehr über seine Vergangenheit herausfinden möchte.  Doch womit der Leser nicht rechnet ist der magische Aspekt. Geschickt und nicht überdimensional wird der in die Geschichte verwoben.  Viele Kleinigkeiten lassen mich immer noch nachdenken.

Wie verhalte ich mich bei einem Atomunfall?

Bin ich als Mensch heutzutage überhaupt noch in der Lage zu überleben, wenn wir auf sämtliche Annehmlichkeiten verzichten müssen?

Auch sag ich mir zwar, in anderen Ländern klappt das auch, aber oftmals sind dies arme Länder die mir hier in den Sinn kommen. Was muss man also können, um nicht unterzugehen? Wie baue ich Lebensmittel an? Wie werden sie verarbeitet? Haltbarkeit und vieles mehr. Manchmal braucht es auch Geschichte wie diese, die einem zeigen, dass die Welt in der wir leben nicht unverwüstbar ist.  In Der Hinsicht ist »Das Lied der Wächter« wirklich auch aufrüttelnd. Und ganz schlimm, ich konnte bisher das Rätsel um die Wächter nicht lösen, das hinterlässt enormes Frustrationspotential. Selten hab ich einen Folgeband so sehr herbei gesehnt.