Wie wäre es , wenn du dir erst das Privileg verdienen müsstest, um eine eigene Familie zu gründen?

Carrie Vaughn schafft mit »Die Banner von Haven« einen brisanten Roman über eine Gesellschaft die komplett kontrolliert wird. Und doch weit ab unserer Zivilisation.

Das Buch hat definitiv dystopische Ansätze, spielt es doch in einer Welt wo durch apokalyptische Stürme alles dem Erdboden gleich gemacht wurde. Es gibt keinerlei Elektronik usw. , die Zivilisation muss sich neu aufbauen und mit den vorhandenen Ressourcen auskommen. Menschen leben nun in Gemeinschaften, müssen sich untereinander arrangieren. Dazu kommt das sich der Handel neu aufbauen muss. Alles, was früher schon wie automatisch lief.

Hauptaugenmerk liegt hier auf Enid, einer jungen Ermittlerin, welche in einen  rätselhaften Todesfall ermitteln soll.

Mich überzeugt der Titel mit seiner Art, die Spannung zu steigern, mich mitfiebern zu lassen, obwohl ich erst andere Erwartungen an dieses Buch hatte. Wo mein Herz Purzelbäume machte, als ich an das dystopische Setting dachte, wurde ich beim Lesen schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Der Fokus liegt auf Spannung und dem ermittelnden Faden von Ermittlerin Enid. Die kontrollierte Gesellschaft ist das Beiwerk, aus welchem sich die weitere Handlung ergibt.

Wie mag es sein, wenn man auf mal mit Geburtenkontrolle konfrontiert wird? Wie erarbeitet man sich ein begehrtes »Banner« für seine Gemeinschaft? Wie ist es in einer Gemeinschaft zu leben, die nicht zwingend die Familie ist?

Akzeptanz ist eines der Schlüsselwörter, welches mir beim Lesen immer wieder in den Kopf ging. Und auch etwas, was ich in der heutigen Gesellschaft immer vermisse – hochaktuell also, das »Miteinander«.

Füreinander da sein, einzustehen und daran arbeiten, dass die Gemeinschaft einen Erfolg erwirtschaftet. In »Die Banner von Haven« wird man von alleine keinen Banner erwirtschaften können. Zusammen statt gegeneinander, fairer Handel. Nur so können alle dafür profitieren und die Familie kann wachsen. Je besser der wirtschaftliche Handel läuft, umso mehr Mitglieder der Gemeinschaft kann man ernähren.

Die Banner von Haven – Carrie Vaughn

 

An sich eine krasse Vorstellung eines solchen Zukunftsszenarios, kaum vorstellbar. Was die Klimaerwärmung uns schon jetzt für Wetterschwankungen beschert, merken wir in jedem Jahr stärker. Ernten werden auch bei uns durch Hochwasser und schwere Stürme zerstört. Anschließend wird gejammert wie teuer auf Mal alles ist. Dabei ist eigentlich alles schlüssig. Angebot und Nachfrage, man versucht Ernten zu schützen und man muss genau einteilen, wer was bekommt. Auch zu heutiger Zeit kam das schon vor. Vielleicht habt ihr selbst mal mitbekommen, das einige Lebensmittel nicht mehr so verfügbar sind, wie normal. Manchmal bekommt  man mit warum das so ist, doch viel zu oft wird es heruntergespielt und wir Verbrauchen denken nur *wie teuer*.

Eigentlich müsste man schon jetzt ein höheres Bewusstsein schaffen, dass das eigene Handeln zum Teil Eigenverschulden sein wird, bei dem was uns die Zukunft bringen wird.

Enid ist hier auf Hauptfigur perfekt ausgearbeitet. Die hat einen starken, ausgeglichenen Charakter und eine tolle Spürnase. In der schwierigen Zeit, in der die Ermittler nicht gerne gesehen sind, muss sie sich behaupten und durchsetzen. Spannend kann man ihrer Spur im Buch folgen und rätselt mit, was es mit diesem mysteriösen Tod auf sich hat.

Am Ende bleibt die Frage: War es das wirklich wert?

Ideales Buch ab ca. 16 Jahren, Klappbroschur

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